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Vergangen gewesen gehabt. Falsche Vergangenheitsformen und ihre Ursprünge

Kennen Sie den Hausfrauenperfekt, auch Rheinischen Perfekt genannt? Nein? Haben Sie ihn noch nicht gehört gehabt? Oder selbst benutzt gehabt? War Ihnen dann vielleicht der Rheinische Plusquamperfekt untergekommen gewesen? Oder hatten Sie auch diesen übersehen gehabt?

 

Wenn sich Ihnen jetzt die Zehennägel aufrollen (aufgerollt gehabt hatten), dann befinden Sie sich auf der sicheren Seite (früher, als man noch deutsch oder englisch sprach, anstatt denglisch, noch als „Nummer Sicher“ bezeichnet).

 

Doppelte Perfektformen, so als sei ansonsten nicht klar, dass „ich bin gewesen“ eine Vergangenheitsform darstellt, begegnen mir derzeit in wachsender Anzahl (und, so möchte man meinen, auch mit wachsender Begeisterung). Als sei der Satz noch nicht lang und deutlich genug, wird er verlängert und noch einmal verdeutlicht. Als oder wie machen sich zusammen („besser als wie..“ ) ja auch besonders gut *hust*.

 

Trösten wir uns damit, dass auch die englische Umgangssprache nicht frei von fehlerhaften Vergangenheitsformen ist.

Neben den typischen fehlerhaften unregelmäßigen Formen sind das fehlerhaft angewandte Vergangenheitsformen und die falsch verstandene „used-to“-Vergangenheit.

 

 

Nummer 1: Die falsche unregelmäßige Vergangenheitsform. Besonders beliebt sind hierbei Verben, die, je nach Bedeutung, zwei unterschiedliche Formen besitzen. Also etwa shine (shined und shone) oder auch hang (hanged und hung).

 

In diesem Fall haben die beiden Formen tatsächlich unterschiedliche Bedeutungen. Shine bedeutet beispielsweise sowohl scheinen, wie auch zum Glänzen bringen, polieren.  Schien nun die Sonne, so muss zwangsläufig shone genutzt werden, wohingegen der Satz „I shone the silverware“ keinerlei Sinn ergibt. Hier muss es heißen: „I shined the silverware. Gleiches gilt für hanged und hung, sowie cost und costed. Diese Formen sind bedeutungstragend und daher nicht austauschbar (vergleiche hing und hängte im Deutschen).

 

Es muss allerdings beachtet werden, dass es durchaus Verben gibt, die zwei unterschiedliche, aber austauschbare Formen besitzen. Broadcast wäre so ein Kandidat. Oder speed.

 

Nummer 2:  Didn’t you used to write those language-blogs?

 

Das ist ein Fehler, den man beinahe auschließlich bei Muttersprachlern findet, da ihnen diese Vergangenheitsform nicht in der Schule eingetrichtert wurde.

 

Was einem Muttersprachler verständlicherweise leichter fällt ist die richtige Anwendung dieser von Deutschen viel zu vernachlässigten Form.

Das grammatische Problem besteht in de Verbindung von zwei Dingen:

 

1)      „used to“ steht im Past Tense

 

2)      Sowohl das d in used als auch das t in to sind Klusile, also Verschlusslaute, die sich so ähnlich anhören, dass es in einem normalen Gespräch kaum möglich ist, zu unterscheiden, ob jemand nun „use to“ oder „used to“ sagt.

 

Aus dieser Verbindung entsteht die falsche Annahme, auch in der Frage- und der verneinten Form stünde „used“ im Past Tense.

 

Wer „used to“ im Frendsprachenunterricht in der Schule durchgekaut hat, wird diesen Fehler hingegen nicht machen. Wir machen also tatsächlich Dinge richtig, die Muttersprachler falsch machen. Nicht schlecht, oder?

 

Noch ein paar Beispiele gefällig?

Ähnliche Fehler, die ein deutscher Englischschüler nicht machen wird, wären die Verwechslung ähnlich geschriebener Wörter, wie beispielsweise „your“ und „you’re“ oder „their“ und „they’re“.

 

So. Und bevor wir uns jetzt stolz auf die Brust klopfen, weil wir eine Sprache besser anwenden als ihre Muttersprachler, sollten wir eines nicht vergessen: Kein Engländer im Deutschunterricht wird jemals über dem Unterschied von „das“ und „dass“ (oder „seit“ und „seid“) verzweifeln, da diese Wörter in ihrer Sprache keinerlei Ähnlichkeit untereinander aufweisen.

 

Tja, da sind wir dann doch wieder alle auf derselben Ebene.

 

 

 

Viele Grüße

 

Das fröhliche Apostoph