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Asterix, Idefix und das Libfix - Wenn sich Wortendungen selbständig machen

Die Gallier hätten ihre wahre Freude daran gehabt: Ein Häuptling, der seine eigene Sprache nicht kann, aber fleißig den gallischen Messengerdienst Erzählmirnix dazu benutzt, seine fragwürdige Meinung in die Welt hinauszuposaunen… man stelle sich einen dieser kleinen Typen mit den bunten Hosen und zu Zöpfchen geflochtenen Bartseiten vor, wie er vom gallischen Dorf aus nach Lutetia, nach Londinium und zu den Römern flitzt und, vor Anstrengung keuchend, erklärt: „Despite the press covfefe!“

 

Covfefe?

Despite the espresso Coffee?

 

Despite depressed Kofi?

 

Nun ist ja nicht jeder US-Präsident der beste Kumpel des Merriam-Webster, der von 2001-2009 regierende George W. Bush war Legastheniker, aber vermutlich ist ein Wort auch erst dann so richtig schön falsch, wenn selbst ein Rechtschreibprogramm die Hufe hochreißt, weil es keine Ahnung hat, was der Schreiber da eigentlich ausdrücken wollte.

 

Die Twitter-Gemeinde hatte einen guten Tag Zeit, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was denn nun eine Cofefe sei, ehe dem guten Herrn Trump aufging, dass er sich unter Umständen etwas verständlicher ausdrücken sollte, aber bis dahin hatte er schon einen neuen Trend ausglöst: Die vier wild zusammengewürfelten Buchstaben „fefe“ hatten es geschafft, sich zu einer ganz neuen Endsilbe zu entwickeln und wurden fortan fröhlich an alle möglichen Wortstämme angehängt. Breakfast wurde zu breakfefe, Hamburger zu Hamfefe, die Liste ist endlos.

 

„Libfix“ nennt sich eine derartige Silbe, in Anlehnung an Prefix (Vorsilbe), Infix (Silbe im Mittelteil eines Wortes) und „Suffix“ (Endsilbe).

 Das „Liberal –fix“, also das frei einsetzbare Silbendings findet sich häufiger als man glauben mag und besteht meist aus Silben oder Silbenverbindungen, die ursprünglich keinerlei grammatikalische Funktion hatten (wie etwa „heit“ oder „keit“, welche Substantive kennzeichnen oder „bar“, das anzeigt, dass etwas möglich ist).

 

Diese Silben wurden also nicht traditionell an Wortstämme angehängt, um ein neues Wort zu formen, sondern, ganz im Gegenteil, von existierenden Wörtern abgetrennt und erst in der Folge, ähnlich einer tatsächlichen Endsilbe genutzt. Dabei bleibt das ursprüngliche Wort immer erkennbar, was es auch muss, da das Libfix selbst ja keinerlei Bedeutung trägt. Um zu verstehen, was die neuen Wortkreationen sollen, muss man daher auf das gesamte Ausgangswort zurückgreifen. So entsteht quasi ein Portmanteau, ein so genanntes Kofferwort, das aus zwei ineinander verquickten Ausgangswörtern entstanden ist, die beide erkennbar bleiben müssen, um dem neuen Wort eine Bedeutung zu geben.

Erzählt ein Schüler beispielsweise vom „Mathemageddon“ in der dritten Stunde, so weiß jeder, dass dieses Kofferwort aus Mathematik und Armageddon zusammengesetzt wurde. Die Mathestunde scheint also nicht gerade zu den Highlights des Tages gehört zu haben. Gleichermaßen kann man das Libfix auch an andere Wortstämme hängen und sich so über den Terz beschweren, den die Mutter mal wieder veranstaltet hat, als man zu spät nach hause kam („Mamageddon“), oder über die Heerscharen von Teenagern, die ihr Weihnachtsgeld in einer Billigmodekette an den Mann bringen wollten („Primargeddon“).

Ähnlich verhält es sich mit dem Libfix „–zilla“, das den Silbenträger auf eine Stufe mit dem Monster Godzilla stellt. Hysterische Bräute, die vor lauter Panik, alles perfekt haben zu müssen,  die gesamte Familie terrorisierten, werden gerne als „Bridezilla“ bezeichnet, und auch der unliebsame Biolehrer wird wissen, was Sache ist, wenn er seinen Namen irgendwo in Verbindung mit dem Begriff „Biozilla“ hört.

 

Im Englischen erfreuen sich „-licious“ (eine besonders leckere („delicious“) Sache („bodylicious“)) und  „-cation“ besonderer Beliebtheit. Die hintere Hälfte des Wortes „Vacation“ kreiert ganz wunderbare Pormanteaus, die sogleich Auskunft über Art, Länge oder den Gegenstand geben, von dem man gerade einmal Urlaub machen will.

Ein „daycation“ ist beispielsweise vergleichsweise kurz, beim „staycation“ hingegen verlässt man teilweise noch nicht einmal das Haus.

 

Donald Trump hat seinen Tweet übrigens am Folgetag wieder gelöscht, was zu weiteren Diskussionen geführt hat. Darf ein Präsident seine unüberlegten Äußerungen einfach so wieder verschwinden lassen? Oder sollten sie, allein aus Gründen der akkuraten Geschichtsschreibung, archiviert werden, so dass auch noch zukünftigen Generationen beim Lesen die Augen aus dem Kopf fallen?

So zumindest sieht es der Demokrat Mike Quigley. Der Abgeordnete aus dem US-Repräsentantenhaus möchte ein Gesetz zur Archivierung der Tweets des Präsidenten durchsetzen. Der geplante Name? Covfefe-Gesetz.

Immerhin bewies der US-Präsident in dieser Sache Humor und (es fällt mir schwer, dies zu tippen) auch eine gewisse Schlagfertigkeit: Sein nächster Tweet lautete nämlich: „Wer findet die Bedeutung von Covfefe heraus? Viel Spaß!“

 

 

Diesem Wunsch kann ich mich nur anschließen!

 

Das fröhliche Apostroph